Was der kann, kann ich auch: Ohne Anwalt vor Gericht 2

Mein Interesse an Filesharing Verfahren hält sich seit 1-2 Jahren doch in Grenzen. Ich freue mich über jeden Mandanten, der sich vertreten lassen will, aber ich reiße mich nicht um die Mandate. Die Verfahren zu gewinnen ist bei geringem Honorar sehr arbeitsaufwendig und bei Vergleichen sind die Mandanten oft unzufrieden. Daher ist es für mich auch nicht dramatisch, wenn jemand sich nicht (mehr) von mir vor Gericht vertreten lassen möchte. Ein solches Gespräch führte ich kürzlich.

Der Beklagte hatte es sich nach ein paar Tagen anders überlegt, ich teilte ihm kurz mit, was ihn der Verlust des Prozesses kosten würde, riet von einer Eigenvertretung ab und wünschte ihm aufrichtig viel Erfolg. Der Beklagte hatte nämlich schon eine Strategie: „Er wollte dem Richter erzählen wie das läuft“ – das hat er wirklich so gesagt -, dann würde er das Verfahren schon gewinnen. Nun habe ich in den letzten Jahren wohl 4-5 dutzend Verfahren mündlich vor dem Amtsgericht Leipzig persönlich verhandelt und bezweifele sehr stark, dass das so funktionieren wird. Auf meine zurückhaltende Reaktion auf seinen Optimismus, meinte der Beklagte nur, ich hätte das ja auch schon geschafft. Auch wenn ich mich nicht für Gottes Geschenk an die Juristerei halte, denke ich dass ich einen nicht unerheblichen Erfahrungsvorsprung gegenüber einer Natural Partei habe. Ferner dass ich zwar eine dreistellige Anzahl von Gerichtsverfahren gewonnen habe, aber deutlich mehr verglichen habe – entweder auf meine Empfehlung oder auf Drängen der Mandanten. Wenn das Verfahren des Beklagten nicht wunschgemäß enden sollte, hat es zumindest nicht am mangelnden Selbstbewusstsein gelegen.
Für alle anderen, die unbedingt ihr Glück in der Selbstvertretung suchen wollen, empfehle ich einen älteren Text von mir.