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Megavideo und Megaupload ist eingestellt – Was ist erlaubt? Nachtrag zum Heute Journal vom 20. Januar 2012 mit Dr. Wachs

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In der Sendung des Heute Journals vom 20. Januar 2012 kam ich im Rahmen der Berichterstattung über die Schließung des Portals Mega Upload bzw. Megavideo mit ein/zwei Sätzen zu Wort.Im Nachgang zu dem Interview erreichten mich heute einige E-Mails mit der Frage, was denn nun erlaubt und was verboten sei. Dürfen die Kinder nun aktuelle Filme, Musik oder Serien „zum Eigengebrauch“ herunterladen oder wenigstens Streams anschauen? Gerade Eltern sind sehr verunsichert. Daher von mir ein sehr grober Leitfaden, der Erziehungsberechtigten dienen soll, sich im Internet zurechtzufinden.

1. Das Hochladen und damit Verbreiten von Filmen, Serien und Musik auf Servern (wie Megavideo, Rapidshare usw.) ist immer

Illegal.

Hier drohen sehr hohe Schadensersatzansprüche.

2. Das Runterladen von Filmen, Serien und Musik von Servern (wie Megavideo, Rapidshare usw) ist immer

Illegal

Ausnahme gilt allerdings bei legalen Quellen wie „youtube“, da sollte es kein Problem beim reinen Runterladen geben (nicht ganz unumstritten, aber wohl herrschende Meinung).
Wer von Megavideo oder deren Nachfolgern, Rapidshare usw. Filme Serien und Musik herunterlädt, dem drohen auch Schadensersatzansprüche, die sind aber viel geringer, weil schließlich der Schaden auch sehr viel geringer ist, weil der einzelne Nutzer es sich „nur“ erspart hat, das Lied oder den Film auf legalem Wege zu erwerben.

3. Das Anschauen von Streams

Megavideo bot die Möglichkeit so wie heute noch viele andere Anbieter sich ähnlich wie auf youtube aktuelle Kinofilme nur online anzuschauen (sog. Streams ansehen). Hier ist die Rechtsprechung und die Literatur noch völlig uneins, ob das erlaubt ist oder nicht. Einige Stimmen meinen, dass während des Anschauen des Streams eine (vorübergehende) Vervielfältigung im Speicher des Computers erfolgt. Ich persönlich halte diese Auffassung für falsch. Das Anschauen von Streams ist

nicht eindeutig illegal

Wer dabei erwischt werden würde, könnte – selbst wenn es illegal wäre – nur zu sehr geringen Summen in Anspruch genommen werden. Denn der Schaden wäre deutlich geringer als der Schaden, den man anrichtet, wenn man sich den Film oder das Album komplett herunterladen würde. Nur sollte man als Elternteil seinen Kindern vielleicht auch vermitteln, dass selbst wenn etwas vielleicht nicht eindeutig illegal ist, oder nicht oder nur sehr schwer verfolgt werden kann, die Handlung dadurch nicht moralisch einwandfrei ist. Wer also seinen Kindern einen moralischen Kompass zur Verfügung stellen möchte, sollte diese anhalten, auch davon Abstand zu nehmen Kinofilme auf fragwürdigen Websites als Streams anzuschauen. Kinofilme abgefilmt auf einem flimmernden Monitor zu sehen, hat mit Filmgenuss ohnehin nur wenig gemein.

4. Nachtrag und weitere (persönliche) Stellungnahme zum Thema Megavideo down – Konsequenzen:

Natürlich werden Megaupload oder Megavideo durch andere Anbieter ersetzt werden. Das Ganze erinnert mich immer mehr an den Kampf gegen Drogen („War on Drugs“), es gibt immer wieder Achtungserfolge für die Ermittlungsbehörden (Schließung von Kino.to, Grooveshark oder jetzt MegaUpload oder MegaVideo) aber faktisch haben die Nutzer ein hohes Interesse ihre schnellen Internetzugänge und Ipods mit 80 GB, ihre Clouds mit 1 GB freien Zugriff usw. zu nutzen.
Genau wie beim Kampf gegen die Drogen, besonders schnell die geschnappt werden, welche eine eher geringe kriminelle Energie aufweisen, werden aktuell die Filesharer (oder deren Eltern) erwischt, die sich kaum oder wenig auskennen. Das bringt den Anwälten ein paar Euro und freut sicher auch die Industrie, denn die Tauschbörsen werden immer leerer, aber die Alternativen (Cloud usw.) stehen doch schon bereit. Je schneller die Anschlüsse werden, desto mehr Bandbreite wird zur Verfügung stehen, die dann von findigen Programmierern genutzt wird, die IP-Adressen einmal quer durch die Welt zu schicken.

Die einzige sichere Lösung wäre, wenn Nutzer freiwillig verzichteten, Filme Musik und ähnliches zu tauschen. Doch wer einmal „Facebook“ oder eines der anderen social bookmarks angeschaut hat, wird feststellen, dass das Wesen des Internets –  und wie Kinder mit dem Internet zu lernen umgehen – eben die Vernetzung oder auch das „Teilen“ ist. Wenn ich meine persönlichen Befindlichkeiten mit allen teile, warum dann nicht auch das neue Lied der Gruppe „Deichkind“ oder den neuen Film „Blutzbrüdaz“ von Sido . Ferner werden die (Internet)-Nutzer natürlich auch immer mehr bedürfnisweckend angesprochen – „Du brauchst Klingelton A, Computerspiel B“, wenn das ganze dann einen Mausklick entfernt ist, wer kann es denn wirklich verdenken. Neulich hörte ich in einem Beitrag eines von mir sehr geschätzten Videocasters, dass er bestimmte technische Nachteile in Kauf nehmen müsse, weil er nicht auf professionelle „pirated-software“ zurückgreifen wolle, weil er diese Abkürzung (shortcut) generell ablehne. Nur werden die wenigsten einen so einwandfreien moralischen Kompass besitzen und auch die Industrie selber schafft Nachfrage nach kostenlosem Inhalt – wofür benötigen die Nutzer denn Cloud Festplatten mit 1 TB, Internetzugänge mit 100 MBit, IPods mit 50 GB Festplattenkapazität, Videoplayer (1080p), welche online Zugriff auf Filmdatenbanken nehmen und Cover runterladen?  Fernseher mit USB Anschluss und der Möglichkeit auch Festplatten von über 500 GB einzulesen sowie mkv Dateien abzuspielen….?

Das bedeutet alternativ, wenn wirklich  Internet-Piracy beendet werden sollte, müsste das Netz wie es jetzt vorhanden ist, abgeschafft werden. Die Pläne dafür (SOPA) liegen schon auf dem Tisch. Wer das auch nicht möchte, kann auf die Frage, wie der Kampf gegen Internepiraterie gewonnen werden kann, nur wie Michael Douglas am Ende von „Traffic – Macht des Kartells“ antworten: Mit Stottern und Schweigen.

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